Impfungen bei Hunden

Die meisten Hunde, die in Deutschland leben, sind geimpft, aber was passiert dabei eigentlich, und gegen welche Krankheiten kann man Hunde impfen?

Dazu hier einige Vorbemerkungen: Man unterscheidet ganz grundsätzlich zwischen aktiver Immunisierung, bei der der Impfling (Hund) die Antikörper, d.h. den Schutz vor der Krankheit selbst bilden muß und der passiven Immunisierung, bei der die schon fertigen Antikörper dem Impfling gespritzt werden, sein eigenes Immunsystem also mehr passiv bleibt. Diese Impfung ist immer eine aktive Immunisierung.

Bei der Impfung wird hier dem Organismus eine harmlose Form des krankmachenden Erregers präsentiert. Daraufhin bildet der Impfling Antikörper ganz speziell gegen diese betreffende Erkrankung. Das setzt voraus, daß das Immunsystem des Hundes zur Zeit der Impfung nicht durch Parasiten oder Krankheiten „abgelenkt“ ist, damit sich die Antikörperproduktion ganz auf das Impfgeschehen „konzentrieren“ kann. Nur beim gesunden Hund ist die Impfantwort ausreichend. Der Tierarzt sollte also stets zuerst die Impffähigkeit des Patienten feststellen.

Die sogenannten „Impfreaktionen“ sind, wenn sie denn überhaupt vorkommen, in der Regel nichts anderes als eine sehr abgeschwächte und harmlose Form der Erkrankung, gegen die geimpft wurde oder eine lokale Reaktion an der Impfstelle.

Wogegen wird der Hund nun geimpft?

Die am häufigsten verabreichte Impfung umfasst 6 Komponenten: Staupe, ansteckende Leberentzündung, Parvovirose, Leptospirose, Virushusten und Tollwut. Dann gibt es noch zwei weitere Impfungen, zum einen gegen Borreliose und zum anderen gegen Bordetellen, die bakteriellen Hauptverursacher des Zwingerhustens.

Im folgenden werden diese Krankheiten kurz erläutert, vorausgeschickt sei aber noch, daß es sich bei allen um schwerwiegende, oftmals tödliche Infektionskrankheiten handelt, bei denen eine Behandlung schwierig oder unmöglich, eine vorbeugende Impfung daher sehr sinnvoll ist.

Staupe: Eine Virusinfektion, bei der das Lymphsystem angegriffen wird. Man unterscheidet verschiedene Formen der Staupe, je nachdem, welches Organ betroffen ist: Die Magen-Darm Form, Hautform, repiratorische Form und die nervöse Staupe. Allen Formen ist gemein, daß sich häufig Bakterien als Sekundärerreger einstellen und den Verlauf komplizieren. Staupe hat eine Inkubationszeit von 3 bis 6 Tagen, geht mit Fieber einher und ist hochansteckend. Die Behandlung ist symptomatisch und richtet sich immer auch gegen die bakteriellen Begleitkeime. Gegen das Virus können Hyperimmunseren (passive Impfung) eingesetzt werden. Wenn Hunde eine Staupeinfektion überleben, haben sie eine lebenslange Immunität.

Ansteckende Leberentzündung: Die HCC (ansteckende Leberentzündung des Hundes) ist ebenfalls eine Viruserkrankung. Die Ansteckung erfolgt über den Rachenraum, die Inkubationszeit beträgt 2 – 5 Tage. Teilweise sterben die Patienten innerhalb von 24 Stunden. Diese Fälle werden oft anderen Erkrankungen zugeschrieben, etwa Vergiftungen. Insgesamt ist die Todesrate zwischen 10% und 50%, bei Welpen aber an die 100%. Eine ursächliche Therapie ist nicht möglich. Das Virus kann im Freien bis zu 9 Monaten überleben.

Parvovirose: Das canine Parvovirus verursacht einen Brechdurchfall. Je nach Konstitution und Resistenzlage (Impfstatus) des Patienten kommt es zu einer mehr oder weniger schweren Erkrankung. Bei Welpen, Junghunden und alten Tieren ist die Parvovirose meist tödlich. Das Virus ist hochansteckend und schwer desinfizierbar. In Hundekot hält es sich über 6 Monate. Eine Therapie ist hier neben Styptica, Flüssigkeits- und Mineralstoffersatz auch mit Hyperimmunserum möglich. Wichtig ist, daß die Diagnose früh genug gestellt wird, die Parvovirose also von den vielen anderen Hundedurchfallgeschehen abgegrenzt wird, bei denen das Serum nicht wirkt, also auch nicht eingesetzt wird. Früher wurde die Parvovirose auch Katzenseuche genannt, der Name ist aber falsch und irreführend, da keine Übertragung zwischen diesen Spezies stattfindet.

Leptospirose (auch Stuttgarter Hundeseuche oder Weil´sche Krankheit): Sie ist wie die Tollwut zu den Zoonosen zu rechnen, das heißt auch auf den Menschen übertragbar. Häufig sind Nagetiere, insbesondere Ratten, die Überträger, die selbst nicht erkranken, aber in ihrem Urin die Erreger ausscheiden.
Die Krankheit wird von Bakterien verursacht, den Leptospiren und ist damit durch Antibiotika zu bekämpfen. Es gibt verschiedene Leptospirenarten, die Unterschiede in ihrer Gefährlichkeit für Mensch und Tier aufweisen. Die Symptome sind dementsprechend variabel. Manchmal kommt es nur zu leichtem Unwohlsein und Fieber. Schwerere Verlaufsformen beinhalten aber häufig Gelbsucht mit Leberversagen, aber auch Durchfall mit Erbrechen, Mandelentzündungen und im chronischen Verlauf Nierenversagen noch nach mehreren Jahren. Die Patienten können bis zu 4 Jahren Leptospiren ausscheiden.

Virushusten (Zwingerhusten) Der „infektiöse Tracheobronchitis Komplex“ des Hundes wird von verschiedenen Viren und Bakterien (s. u. Bordetella) verursacht. Gegen den viralen „Hauptübeltäter“, das Parainfluenzavirus, ist eine Impfung möglich. Die Erkrankung ist selten tödlich, aber meist langwierig in ihrem Verlauf. Je nach Impfstatus kommt es zu einer mehr oder weniger starken Störung des Allgemeinbefindens mit langdauernden Hustenanfällen. Die Therapie ist mit Antibiotka gegen die bakterielle Begleitinfekte und hustenstillenden oder schleimlösenden Medikamenten möglich.

Tollwut: Die einzige der hier besprochenen Erkrankungen, die tierseuchenrechtlich geregelt ist: eine Impfung ist erlaubt, eine Therapie nicht, ungeimpfte Tiere, bei denen auch nur ein Infektionsverdacht vorliegt, müssen getötet werden, geimpfte werden in Quarantäne genommen.
Die Wildtollwut ist Dank der Anstrengungen der Jäger (Fuchsimpfung) sehr stark zurückgegangen. Die Krankheit betrifft alle Säugetiere, ist nicht heilbar, immer tödlich und tritt als Störung des Zentralnervensystems mit unterschiedlicher Ausprägung als stille oder rasende Wut auf.

Als weitere Impfung steht für den Hund noch die intranasale Impfung (durch Eintröpfeln) gegen den „infektiösen Tracheobronchitis Komplex“ (früher Zwingerhusten) genauer gegen Bordetella und Parainfluenza zur Verfügung. Dabei wird eine andere Antikörpergruppe stimuliert, als bei der Impfung „unter die Haut“. Der beste Impfzeitpunkt hierfür ist auf Grund des saisonalen Auftretens der Erkrankung der Frühsommer.

Impfung gegen Borreliose: Diese Erkrankung wird nur von Zecken übertragen. Einige Hundehalter sprechen deshalb von der Impfung gegen Zecken, was natürlich nicht zutrifft. Borrelien, eine Bakterienart, verursachen teilweise erst Monate nach dem Zeckenstich Erkrankungen wie Entzündungen von Gelenken Herzmuskel oder Haut. Je später die Diagnose gestellt wird, desto schlechter ist es möglich, die Erreger vollständig dauerhaft mit Antibiotika zu eliminieren.

Das Erkrankungsrisiko, wenn er von einer Borrelien tragenden Zecke gestochen wird, ist für den Hund sehr viel geringer als für den Mensch, andererseits werden Hunde sehr viel häufiger von Zecken heimgesucht, von denen hier in Niedersachsen je nach Waldgebiet zwischen 20 und 80% den Erreger tragen. Der in unserer Praxis verwendete Borrelienimpfstoff immunisiert gegen alle relevanten Borrelienarten.

Für Hunde, die ins südliche Ausland verreisen, kann die Impfung gegen Leishmaniose eine sinnvolle Ergänzung des Schutzes sein. Diese in Deutschland noch sehr seltene Erkrankung führt in den Mittelmeeranrainerstaaten zu häufig tödlichen Erkrankungen. Der Erreger wird von Mücken übertragen. Vor Entwicklung des Impfstoffes konnte nur durch Repellentien die Wahrscheinlichkeit des Mückenstiches und damit der Infektion vermindert werden.

Insgesamt gilt hier wie für alle Impfungen: Eine Impfung ist wie eine Versicherung: Solange nichts passiert, hat man Geld verschwendet, aber wer will seinem Hund das Risiko zumuten?

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